FAQ (Frequently Asked Questions)

Welche Einrichtungen können die gesundheitliche Versorgungsplanung für die letzte Lebensphase anbieten?

Die Leistung kann überall angeboten werden, aber nur vollstationäre Pflegeeinrichtungen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe können diese Leistungen zu Lasten der gesetzlichen Krankenversicherungen abrechnen.

 

Besteht für Versicherte in der eingestreuten Kurzzeitpflege ein Leistungsanspruch?

Nein.  Nur Pflegebedürftige in der Vollzeitpflege können die Leistung beanspruchen.

 

Was ist ein Beratungsprozess? 

Ein Beratungsprozess ist ein aufsuchendes Gesprächsangebot mit einem oder mehreren Gesprächen, in denen die Vorstellungen über medizinisch-pflegerische Abläufe, das Ausmaß, die Intensität, Möglichkeiten und die Grenzen medizinischer Interventionen sowie palliativ-medizinische und Palliativ-pflegerische Maßnahmen in der letzten Lebensphase Gegenstand sind.

 

Was ist eine Fallbesprechung?

Eine Fallbesprechung ist ein interdisziplinärer „Runder Tisch“, bei dem auf Wunsch des Vorausplanenden alle an der Entscheidungsfindung Beteiligten zusammen über die Aspekte der künftigen medizinischen Behandlung beraten und informieren. Eine Fallbesprechung ist durchzuführen, wenn es aufgrund der Komplexität der medizinischen Fragestellung erforderlich ist.

 

Wie lange dauert eine Ausbildung zum Gesprächsbegleiter?

In der Regel rechnet man mit ca. 6 Monaten, bis der erste Teil der Ausbildung abgeschlossen ist und der Gesprächsbegleiter refinanziert werden kann. Für die gesamte Ausbildung (Teil 1 + 2) rechnen Sie mit ca. 1 Jahr

 

Wie teuer ist eine Ausbildung zum Gesprächsbegleiter?

Derzeit gibt es verschiedene Anbieter, die eine Ausbildung gemäß der Rahmenvereinbarung zum § 132g anbieten. Die Anbieter unterscheiden sich dabei stark in der Qualität der Ausbildung. Die reinen Lehrgangskosten betragen nach derzeitigem Stand  1.100.- (bpa) über 1.380.- (Caritas), 1.400.- (AWO) bis hin zu 1.690.- (Würdezentrum). Derzeit bietet nur das Würdezentrum die qualitativ sehr hochwertige Ausbildung mit Schauspielpatienten nach „beizeiten begleiten „ gemäß den Vorgaben der DiV-BVP e.V.

 

Wer kann zum Gesprächsbegleiter ausgebildet werden?

Voraussetzung ist eine abgeschlossene Fachkraft-Ausbildung oder ein Hochschulstudium im sozialen Bereich

 

Wie lange dauert ein Termin bis zum Anschluss einer Patientenverfügung?

Der Gesetzgeber schreibt verbindlich 2 Termine pro Patientenverfügung vor. Man rechnet mit 60 bis 90 Minuten pro Sitzung. Unter Umständen sind mehr als zwei Sitzungen notwendig.

 

Wie teuer ist die Erstellung einer rechtsverbindlichen Patientenverfügung?

Für Bewohner in einem stationären Pflegeheim ist die Erstellung kostenfrei (refinanziert über die Personalkosten). Auf dem freien Markt (Beratungsstellen etc.) kostet eine seriöse Patientenverfügung derzeit zwischen 250.- und 650.- EUR, ja  nach Anbieter und Modell.

 

Kann man auch mit dementiell erkrankten Menschen eine Patientenverfügung erstellen?

Ja. In diesem Falle spricht man nicht von einer Patientenverfügung, sondern von einer Vertreterdokumentation. Mit dem Bevollmächtigten oder dem gesetzlichen Betreuer wird dann versucht, den mutmaßlichen Willen des Vorausplanenden (vor der Erkrankung) anhand von Aussagen und sonstigen Belegen zu dokumentieren. Der dementiell erkrankte Mensch  wird hier mit seinen derzeitigen Wünschen in den Prozess einbezogen.

 

Kann man auch mit Kindern eine Patientenverfügung erstellen?

Ja. In diesem Falle spricht man nicht von einer Patientenverfügung, sondern von Vertreterdokumentation. Mit dem Bevollmächtigten oder dem gesetzlichen Betreuer (in der Regel die Eltern) wird dann versucht, den mutmaßlichen Willen zu erfassen und zu dokumentieren.

 

Kann man auch mit geistig behinderten Menschen eine Patientenverfügung erstellen?

Ja. In diesem Falle spricht nicht von einer Patientenverfügung, sondern von Vertreterdokumentation. Mit dem Bevollmächtigten oder dem gesetzlichen Betreuer, bzw den Pflegenden wird dann versucht, den mutmaßlichen Willen zu erfassen und zu dokumentieren. Der geistig erkrankte Mensch wird hier mit seinen derzeitigen Wünschen in den Prozess einbezogen. Allerdings befinden sich die Instrumente, mit denen man die Wünsche erfassen kann, noch in der Entwicklung.

 

Wie stellt man sicher, dass die Patientenverfügung im Notfall auch beachtet wird?

Im Stationären Pflegeheim wird das Original auf der Station hinterlegt und dem Notarzt eine Kopie übergeben. Bei Menschen, die zu Hause wohnen, verbleibt das Original beim Vorausplanenden und sollte an einem Ort hinterlegt werden, an dem ein Rettungsteam danach suchen würde. Hier gibt es je nach Region auch verschiedene Hilfsmittel (z.B. die „Rettungsdose“ im Kühlschrank). Zudem erhält jeder Bevollmächtigte eine autorisierte Kopie der Verfügung, die dem behandelnden Arzt zur Kenntnis gebracht wird

 

Welches sind die Anforderungen an eine rechtssichere Patientenverfügung?

Die aktuelle Rechtsprechung stellt eine Vielzahl von Anforderungen an eine Patientenverfügung. Sie sollte einen allgemeinen Teil zur Erfassung der aktuellen Einstellung zu Leben und Sterben aufweisen und sehr konkret verschiedene Situationen mit verschiedenen, genau beschriebenen Behandlungsoptionen beinhalten. Zudem sollte die Vertretungsvollmacht und die Betreuungsverfügung Teil der Patientenverfügung sein. Das Modell der DiV-BVP nach dem Konzept „beizeiten begleiten“ erfüllt alle diese Voraussetzungen.

 

Wozu brauche ich eigentlich eine Patientenverfügung?

Eine Patientenverfügung dokumentiert den Willen des Vorausplanenden für den Fall, dass er aufgrund von Krankheit oder Unfall vorübergehend oder dauerhaft nicht mehr selbst über seine Behandlungswünsche entscheiden kann. Patientenautonomie ist hier in erster Linie ein „Abwehrecht“. Ohne Patientenverfügung ist das Ziel der medizinischen Behandlung immer die Lebensverlängerung. Mit einer Patientenverfügung kann man für bestimmte Situationen bestimmte Behandlungsoptionen (z.B. eine künstliche Beatmung per Tubus oder eine Reanimation) ausschließen.

 

Wer ist an eine Patientenverfügung gebunden?

Im Grunde jeder. Angehörige, Bevollmächtigte, Pflegende und Ärzte sind an den schriftlich dokumentierten Willen des Vorausplanenden gebunden. Verstoßen sie bewusst gegen den verfügten Willen, machen sie sich der Körperverletzung schuldig. Voraussetzung ist, dass die Patientenverfügung der aktuellen Rechtssprechung entspricht, verfügbar ist und eindeutig formuliert ist.

 

Was mache ich mit meiner alten Patientenverfügung?

Patientenverfügungen sollten in regelmäßigen Abständen aktualisiert werden, um die aktuellen Einstellungen und Wünsche darzustellen. Ältere Patientenverfügungen entsprechen oft nicht der aktuellen Rechtssprechung und werden daher oft nicht beachtet. In jedem Falle sollten sie ihre „alte“ Patientenverfügung überprüfen lassen, ob sie den aktuellen Anforderungen noch entspricht. Falls nein, sollten Sie eine neue Verfügung verfassen und die alte Verfügung als „nicht mehr gültigen Anhang“ beifügen.

 

Muss ich eine Patientenverfügung notariell beglaubigen lassen?

Nein. Eine notarielle Beglaubigung ist nicht notwendig. Die Verfügung muss ihre Unterschrift tragen und datiert sein. Besser ist es, wenn auch de Bevollmächtigte unterschreibt und damit seine Kenntnis ihres Willens bekundet. Ebenso sollte der behandelnde Arzt die Verfügung unterschreiben, damit hier unter Umständen noch eine Beratung erfolgen kann, dies ist aber gesetzlich nicht zwingend notwendig.

 

Muss ich eine Bevollmächtigung notariell beglaubigen lassen?

Nein. Die Bevollmächtigung wird von Vollmachtgeber (Sie) und dem Vollmachtnehmer (die Person ihres Vertrauens) unterschrieben und ist damit gültig und rechtssicher. Allerdings bezieht sich dies nicht auf Vollmachten, in denen Grundstücksverkäufe oder bestimmte Bankgeschäfte erlaubt werden. Hier ist in jedem Falle ein Notar hinzuzuziehen.

 

Wie lange gilt eine Vollmacht?

Eine Vollmacht gilt immer bis zum Zeitpunkt des Todes des Vollmachtgebers. Soll die Vollmacht auch dem Tode noch wirken (z.B. für die Bestattungsabwicklung und Erbschaftsangelegenheiten), so muss dies in der Vollmacht eindeutig geregelt werden („Vollmacht gilt über den Tod hinaus“)

 

Wie komme ich an einen Vordruck für eine Patientenverfügung?

Derzeit gibt es rund 320 verschiedene Vordrucke, die man aus dem Internet herunterladen kann. Doch Vorsicht: Rechtsexperten schätzen, dass rund 80% dieser Verfügungen nicht den Anforderungen der Rechtssprechung genügen und daher im Ernstfall nicht beachtet werden.

 

Kann ich eine Patientenverfügung ohne fremde Hilfe erstellen?

Ja. Doch wir raten in jedem Falle davon ab! Eine Begleitung durch einen geschulten Begleiter ist aufgrund der Komplexität des Themas und aufgrund der eventuell katastrophalen Folgen einer falsch erstellten Verfügung aus unserer Sicht zwingend notwendig.

 

Was bedeutet eigentlich BVP?

BVP (Behandlung im Voraus planen) ist die deutsche Entsprechung des englischen Begriff ACP (Advanced Care Planing). Vorausschauende Behandlungsplanung ist ein Prozess, bei dem ein Patient im Austausch mit Behandelnden (Ärzten, Pflegern etc.) Angehörigen und anderen wichtigen Menschen Entscheidungen über seine künftige medizinische Behandlung trifft.

 

Was steckt hinter dem Begriff der Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase?

Ziel ist es, dass Menschen so behandelt werden, wie sie es möchten, auch wenn sie aufgrund eines Notfalls oder einer Erkrankung nicht mehr in der Lage sind, für sich selbst zu entscheiden.

 

Was bedeutet Patientenautonomie?

Patientenautonomie bedeutet, dass die Entscheidung über medizinische Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr in den Händen der Ärzte liegt, sondern der Patient selbst über die individuelle Sinnhaftigkeit bestimmter Behandlungsoptionen selbst entscheiden darf. Er kann den medizinischen Möglichkeiten Grenzen setzen und selbst bestimmen, wann für ihn das Leben (unter klar definierten Voraussetzungen und Rahmenbedingungen) nicht mehr lebenswert erscheint.

 

Wozu brauche ich einen Bevollmächtigten, wenn ich doch noch klar im Kopf bin?

Der Bevollmächtigte ist jene Person, die den schriftlich festgelegten Willen in einer Patientenverfügung gegenüber Ärzten, Behörden und anderen Personen deutlich macht und im Zweifelsfalle durchsetzt, wenn der Vorausplanende aufgrund von Unfall oder Krankheit nicht mehr in der Lage ist, selbst zu entscheiden. In diesem Falle, und nur in diesem Fall, braucht eine Person seines Vertrauens, der für ihn und in seinen Sinne handelt

 

Was ist der Unterschied zwischen einem Bevollmächtigten und einem gesetzlich bestellten Betreuer?

Der Bevollmächtigte ist zunächst der „verlängerte Arm“ eines Vorausplanenden. Er handelt im Auftrag und zum Wohle des Vollmachtgebers und erfüllt dessen Wünsche. Eine Vollmacht kann jederzeit vom Vollmachtgeber widerrufen werden. Ein gesetzlich bestellter Betreuer wird durch das zuständige Betreuungsgericht bestellt, wenn der Betroffene dauerhaft nicht mehr in der Lage ist, seinen Angelegenheiten nachzukommen. Der gesetzliche Betreuer ist dann der „ersetzende Wille“ des Vorausplanenden und handelt gemäß seinen Wünschen und Einstellungen. Zuvor wird die Notwendigkeit einer gesetzlichen Betreuung vom einem Richter und/oder Amtsarzt bestätigt.

 

Wer wird als gesetzlicher Betreuer bestimmt?

Der Vorausplanende kann dem Betreuungsgericht in der Betreuungsverfügung einen Vorschlag unterbreiten, wen er dann gerne als gesetzlichen Betreuer haben würde, wenn es denn einmal notwendig wird. Meist ist dies ein nahestehender Mensch aus Familie oder Bekanntenkreis. Gibt es einen solchen Menschen nicht oder der Vorausplanende schließt bestimmte Mensche aus, so wird ein Berufsbetreuer mit der Wahrung der Interessen beauftragt.

 

Bin ich durch eine gesetzliche Betreuung entmündigt?

Nein. Die gesetzliche Betreuung kann sich auf verschiedene Bereiche beziehen. Sie kann z.B. nur die gesundheitliche Soge umfassen oder auch die Vertretung gegenüber Behörden und Ämtern. Je nach Erkrankung und Selbstständigkeit kann sie auch die Postangelegenheiten und die finanziellen Angelegenheiten bis hin zum Aufenthaltsbestimmungsrecht umfassen. Das Betreuungsgericht legt nach Augenscheinnahme den Betreuungsumfang fest. In jedem Falle muss der Betreuer nicht seinen, sondern den mutmasslichen Willen des Betreuten umsetzen.

 

Was passiert, wenn ich keine Patientenverfügung habe?

In diesem Falle werden die Ärzte dem Therapieziel der Lebensverlängerung folgen. Dies bedeutet, alles medizinisch Notwendige und Sinnvolle unternommen wird, das Leben zu erhalten und zu verlängern.

 

Ab welchem Alter sollte ich eine Patientenverfügung haben?

Hier gibt es keine Altersempfehlung nach unten oder oben. Jeder Mensch sollte sich frühzeitig mit dem Leben und dem Sterben auseinandersetzen, denn ein Unfall oder eine plötzliche Erkrankung kann jeden Menschen in jedem Alter treffen. Zudem hat die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit eine heilsame Wirkung auf unser „Leben in der Welt“ und verändert unsere Sichtweisen und Einstellungen.

 

Muss eine Versorgungsplanung immer in einer Patientenverfügung enden?

Nein. Wichtig bei dem Prozess Vorausplanung ist das Gespräch mit dem Vorausplanenden und der Dialog mit den Angehörigen und behandelnden Ärzten. Hauptaugenmerk liegt immer auf dem Gesprächspozess und nicht zwangsläufig auf der Erstellung einer schriftlichen Patientenverfügung. Eine Vorausplanung kann z.B. auch nur in einem individuellen „Notfallplan“ enden, d.h. eine Festlegung, was in Falle einer Krise zu unternehmen ist und wer verständigt werden soll.

 

Welcher Stellenumfang wird durch die Rahmenvereinbarung abgedeckt?

Zur Zeit wird (bis 2021) pro 400 gesetzlich Versicherte, die einen Anspruch auf Versorgungsplanung haben, eine Vollzeitstelle von den Landesverbänden der Krankenkassen refinanziert.

 

Wird die Ausbildung zum Gesprächsbegleiter bezuschusst?

Nein. Die Ausbildungskosten muss der Betrieb selbst zahlen. Nach Ansicht der Kostenträger ist die Ausbildung in den 15% Overheadkosten langfristig enthalten.

 

Was wird durch die Rahmenvereinbarung refinanziert?

Durch die Rahmenvereinbarung wird die Arbeit eines Gesprächsbegleiters bis Ende 2021 pauschal refinanziert. Es gilt also nicht, eine bestimmte Anzahl von Gesprächsprozessen nachzuweisen. Refinanziert werden alle Gespräche mit den Bewohnern, ebenso die notwendige Netzwerkarbeit und Administration.

 

Gibt es weiterführende Literatur zum Thema Versorgungsplanung?

In den letzten Jahren sind viele Artikel in Fachzeitschriften und Bücher zum Thema Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase aus medizinischer und ethischer Sicht erschienen. Wissenschaftliche Werke werden beispielsweise im Verlag Kohlhammer und anderen Wissenschaftsverlagen veröffentlicht. Zum leichten und gut lesbaren Einstieg in das Thema empfehlen wir das Praxishandbuch „Versorgungsplanung in der letzten Lebensphase“, erschienen bei der „schlüterschen Verlagsgesellschaft“ in 2018 von den Autoren Schlott und Mank.

Kaufen Sie sich das Praxishandbuch von Günther Schlott und Dieter Mank noch heute: Hier geht es zum Shop der Schlütersche. Das Buch können Sie natürlich auch via Amazon bestellen. Hier finden Sie es auf Amazon.